Gegen den Fachkräftemangel
Das Pilotprojekt in Baden-Württemberg ist ein voller Erfolg. Jetzt nimmt das Indien-Projekt auch in der Region an Fahrt auf.
Das Fleischerhandwerk steht vor großen Herausforderungen. Vor allem der Fachkräftemangel macht vielen Metzgerbetrieben zu schaffen. Es gibt immer weniger junge Menschen in Deutschland, die eine Lehre in diesem wichtigen Handwerk machen möchten. Deshalb geht das Fleischerhandwerk nun neue Wege.
Joachim Lederer, Metzger aus Weil am Rhein und Landesinnungsmeister für das Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg, ist mit einem Pilotprojekt gestartet, bei dem er Azubis aus Indien holte. Ein voller Erfolg. Die Metzger-Innung Biberach steigt nun gemeinsam mit der Handwerkskammer Ulm ins „Indien-Projekt“ ein und holt Metzgerbetriebe aus der Region mit ins Boot.
Am Mittwochabend haben sich rund 20 interessierte Metzgerinnen und Metzger aus fünf verschiedenen Innungsbezirken – Biberach, Ulm, Sigmaringen, Ravensburg und Friedrichshafen – bei der Kreishandwerkerschaft in Biberach getroffen und machten Nägel mit Köpfen. Sie möchten ebenfalls Fachkräfte aus Indien holen, sie ausbilden und so dem Fachkräftemangel begegnen.
Zu Gast war auch der „Vater“ des Projekts, Joachim Lederer, und hielt einen flammenden Vortrag über sein Indien-Projekt: „Wir brauchen junge, motivierte Menschen für unser Fleischerhandwerk, sonst geht’s nicht weiter. Mit Indien ist ein Stern aufgegangen.“
Pilot-Projekt ist sehr erfolgreich
Joachim Lederer beschäftigt in seinem Betrieb nun schon den dritten Lehrlingsjahrgang mit jungen Inderinnen und Indern. „Und es läuft sehr gut. Ich brenne für das Projekt und bin beeindruckt, wie diese jungen Menschen arbeiten.“ Es ist bereits das zweite Mal, dass der Metzger aus Weil am Rhein zu Gast in Biberach ist und über sein Projekt berichtet.
Vor rund vier Jahren hatte Joachim Lederer die Idee, sein Personal in Indien zu rekrutieren. Über die Handwerkskammer Freiburg und die Fleischerinnung Lörrach-Waldshut startete er das Pilot-Projekt und reist immer wieder nach Indien, um höchstpersönlich vor Ort junge Leute fürs deutsche Metzgerhandwerk zu gewinnen.
Nun geht es darum, auch Betriebe aus der Region rund um Biberach die Möglichkeit zu geben, Teil des Projekts zu werden. Koordiniert wird das Ganze dann über die Handwerkskammer Ulm in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Innungen. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Personalberaterin Ramona Russin und „Kümmerer“ Oliver Weigel sind bei der Handwerkskammer Ulm für das Projekt „Beschäftigungsbrücke Indien“ zuständig.
Im Vorfeld werden die möglichen Kandidatinnen und Kandidaten, die Interesse an einer Ausbildung in Deutschland haben, von einer indischen Agentur gecastet und dann übernimmt die Ulmer Kammer die Vorstellungsgespräche und das Kennenlernen über Zoom.
Fachkräfte für die Zukunft
Auch die Metzger-Innung Biberach möchte nun diesen Weg gehen. „Ich beteilige mich am Projekt, hier tut sich eine große Chance für uns auf“, sagt Steffen Ruess, Obermeister der Metzger-Innung Biberach. „Ich brauche dringend Fachkräfte, um mein Geschäft zukunftssicher aufzustellen.“ Sein Sohn wird den Betrieb einmal übernehmen: „Und ich möchte unseren Betrieb so in die Gänge bringen, dass er ihn problemlos und ohne Sorgen übernehmen kann.“
Welche Metzgereien sich ebenfalls am Projekt beteiligen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Die Betriebe müssen nun eine Absichtserklärung inklusive der gewünschten Anzahl an Azubis an die Handwerkskammer Ulm übermitteln. Und wenn alles gut läuft, könnten die ersten Azubis aus Indien dann zum Ausbildungsstart im September 2025 in der Region loslegen.
(Text: Schwäbische Zeitung Biberach)
Bildunterschrift:
Das Metzgerhandwerk steht vor großen Herausforderungen. Mit Fachkräften aus Indien könnten die Nachwuchssorgen verschwinden. Steffen Ruess Bild oben links), Obermeister der Metzger-Innung Biberach, möchte in seinem Betrieb ebenfalls Fachkräfte aus Indien ausbilden. Joachim Lederer (Bild oben rechts) brennt für sein Indien-Projekt und sieht damit eine Perspektive für die Zukunft des Metzgerhandwerks. (Foto: Kreishandwerkerschaft Biberach)